Frauenpower in der Landwirtschaft: Interview mit Junglandwirtin Mareike

Frauenpower in der Landwirtschaft: Interview mit Junglandwirtin Mareike

Frauenpower im Doppelpack

Mareike Bullinger führt seit über drei Jahren zusammen mit ihrer Schwester Eva und ihrem Vater Gerhard die Bullinger GbR und die Gute Pute GbR. Im Interview erzählt sie über ihren Weg zur erfolgreichen Direktvermarktung von Putenfleisch zusammen mit ihrer Familie.

Wann hast du entschieden im familiären Betrieb miteinzusteigen und warum?

Grundsätzlich habe ich schon immer damit geliebäugelt, mal zu Hause den Betrieb weiterzuführen. Während meines Praxissemesters war ich auf einem Milchviehbetrieb mit Direktvermarktung und Hofladen. Hier habe ich tolle Erfahrungen in der Direktvermarktung machen können. Meine Schwester Eva hat zur gleichen Zeit ihr Praxisjahr gemacht. Bei gegenseitigen Besuchen ist dann der Gedanke entstanden, dass wir zusammen in den elterlichen Betrieb einsteigen.

Welche Betriebszweige gibt es auf eurem Hof? Wie habt ihr diese unter euch aufgeteilt?

Bullinger GbR: Landwirtschaft mit Putenhaltung, Acker- und Futterbau, Milchviehhaltung mit Nachzucht und einem Melkroboter. Zuständigkeit: Meine Schwester Eva, Papa und Lehrling. Beteiligt an der GbR sind meine Schwester Eva, Papa und ich
Gute Pute GbR: Direktvermarkung. Zuständigkeit: Ich. Beteiligt sind meine Schwester Eva und ich.
Insgesamt haben wir uns die Arbeiten aufgeteilt, aber der Betrieb gehört als Ganzes zusammen.

„Gute Pute“ – was ist das und wie kam es dazu?

Gute Pute ist mein Schätzchen ;). Wir haben schon immer zwei Mal jährlich Puten für Freunde und Bekannte geschlachtet. Da habe ich immer mitgeholfen und das auch immer mit Freude. Im Praxissemester hat mir dann der Hofladen sehr gut gefallen und da entstand die Idee, dass so ein Hofladen mit unserem Putenfleisch toll wäre. Nach dem Studium habe ich ein knappes Jahr auf einem Betrieb gearbeitet, der seit 30 Jahren Putendirektvermarktung macht. Hier habe ich Gefallen daran gefunden und konnte auch alles lernen. Also von der Schlachtung über Zerlegung bis hin zum fertigen Steak. Das war eine sehr anstrengende, aber auch wertvolle Zeit für mich. Währenddessen haben wir zuhause schon die Pläne ausgearbeitet und es wurde angefangen Räume um- und anzubauen. So entstand die „Gute Pute“ in Werdeck. Ich habe meinen Hofladen immer freitags geöffnet. Es wird jede Woche geschlachtet, zerlegt und verarbeitet. Unter der Woche beliefere ich Hofläden und Restaurants. Hierbei helfen mir mehrere 450€-Kräfte und seit diesem Jahr auch eine Teilzeitkraft.

Wie fühlt es sich an „Chefin“ zu sein?

Gut natürlich ;). Ich habe in dem Jahr auf dem Putenhof gemerkt, dass ich gerne arbeite, aber nicht so gerne für jemand anderes. Also ich organisiere gerne, hab gerne Verantwortung und leite auch gerne Leute an. Mich macht es glücklich, wenn ich am Ende des Tages sehe, was ich gearbeitet habe. Wir sind ja zwei Schwestern auf dem landwirtschaftlichen Betrieb. Da wurden wir gefühlt am Anfang ein bisschen belächelt, aber mittlerweile haben wir den Betrieb so ausgerichtet wie wir ihn wollen. Frauen in der Landwirtschaft müssen sich eben am Anfang mehr beweisen als Männer.

Wie geht es weiter? Gibt es neue Projekte?

Projekte und Ideen gibt es immer. Ich habe zwei Regiomaten gekauft. Da der Laden nur freitags geöffnet ist, gibt es dann bald die Möglichkeit 24/7 „Gute Pute“ aus dem Automaten zu kaufen. Zudem schaue ich mich immer nach Hofläden um, denen die „Gute Pute“ im Sortiment noch fehlt.

Was sind deiner Meinung nach die Herausforderungen eines „modernen“ Landwirts/einer „modernen“ Landwirtin?

Als persönliche Herausforderung sehe ich: Weibliche Hofnachfolger und Familienphase. Denn Kinder gehören definitiv zur Landwirtschaft und auch ich hatte eine tolle Kindheit auf dem Hof. Dennoch ist die klassische Rollenverteilung auf den Betrieben immer noch so, dass die Frau für die Kinder sorgt und der Mann weiterhin arbeitet. Ist man allerdings Betriebsleiterin, ist man nicht so einfach austauschbar. Da ist es schon geschickt einen Mann zu haben, der entweder nach den Kindern schaut, oder die Hofarbeit übernimmt ;). Aber hier zählt auch der Zusammenhalt in der Familie.

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