Standpunkte

Medieninformation

Landjugend fordert: Erhalt und Stärkung von regionalen Schlachthöfen!

Stuttgart im Januar 2021

Baden-Württemberg gehört zu den Bundesländern mit den meisten landwirtschaftlichen Klein- und Kleinstbetrieben in Deutschland. So ist es nicht verwunderlich, dass genau hier Stimmen gegen die Richtlinien des EU-Lebensmittelhygienerechts laut werden. Seit 01.01.2010 benötigen Metzger*innen und Landwirt*innen in Deutschland, und somit auch in Baden-Württemberg, eine EU-Zulassung, um Tiere zu schlachten, zu verarbeiten und selbst zu vermarkten. Dies gilt sowohl für große Schlachthöfe, als auch für Kleinstbetriebe. Für die großen Schlachthöfe war es leichter sich diesen EU-Auflagen anzupassen, während die kleinen, regionalen Schlachtbetriebe bis heute um ihre Existenz kämpfen. Der Preisdruck ist zu groß, die EU-Auflagen kaum umsetzbar und das Handwerk des Schlachtens nicht attraktiv. Deshalb lautet unsere Forderung: Regionale Schlachthöfe müssen erhalten bleiben und gestärkt werden, um die regionalen, landwirtschaftlichen Strukturen in Baden-Württemberg zu bewahren.

Die aufgeführten Umstände führen dazu, dass immer mehr kleine Metzgereien mit eigener Schlachtung oder kleinere Schlachtbetriebe in Baden-Württemberg aufgeben müssen. Die Schließung regionaler Schlachtbetriebe bedeutet dann nicht nur das Aus für den Schlachtenden selbst, sondern unterbricht die regionale Wertschöpfungskette. So sind örtliche Landwirt*innen, Metzger*innen und viele weitere Arbeitsplätze direkt von der Schließung regionaler Schlachthöfe betroffen. Der entstehende Mehraufwand ohne Schlachthof vor Ort lohnt sich für kleine Privatbetriebe nicht. Eine Schließung bedingt zudem längere Transportwege und somit mehr Stress für die Tiere. Der Wunsch der Verbraucher*innen nach regionalen Produkten mit kurzen Transportwegen ist groß, kann so aber nicht erfüllt werden.

Die EU-Auflagen, die erfüllt werden müssen, stellen eine große Schwierigkeit dar. Sie verursachen enorme Kosten und können in kleinen Strukturen nur schwer umgesetzt werden. Sie erfordern ein hohes Maß an Bürokratie und Dokumentation, was für Kleinunternehmer*innen nicht leistbar ist. So nimmt die Bürokratie oft mehr Zeit in Anspruch, als das Schlachten selbst. Zudem ändern sich Gesetze so schnell, dass kleinstrukturierte Schlachtbetriebe kaum hinterherkommen, diese umzusetzen.

Die Hürden beginnen bereits mit der Schlachttier- beziehungsweise Fleischuntersuchung. Hier sind die Kosten für kleine Schlachthöfe sehr hoch. So kostet beispielsweise hierzulande die sogenannte Fleischbeschau eines einzigen Schweins so viel wie dessen komplette Schlachtung in einem großen Schlachthof. Zudem sind große Schlachthöfe in der Lage, die anfallenden Abfallprodukte, wie Blut und Gedärme, rentabel weiterzuverarbeiten. Dies lohnt sich aber nur bei hoher Stückzahl, kleine Schlachtbetriebe müssen für die Entsorgung der Abfallprodukte noch draufzahlen. Diese Minusgeschäfte wirken sich auch auf die entsprechende Gemeinde beziehungsweise Stadt aus. Falls Schlachtbetriebe nicht rentabel sind, droht die Schließung und der Verkauf. Oft für einen miserablen Preis.

Es ist eindeutig, dass Aufwand und Kosten für kleine Schlachtbetriebe angepasst werden müssen, um unsere regionalen Strukturen in Baden-Württemberg zu bewahren. Die regionale Erzeugung von Lebensmitteln muss erhalten bleiben und unterstützt werden, um Arbeitsplätze, kleinbäuerliche Strukturen, Diversität und kurze Transportwege für Mensch und Tier zu sichern. Wenn wir diese am Leben halten wollen, müssen regionale Schlachthöfe gestärkt und gefördert werden.

 

Landjugend fordert: Landwirtschaftliches Praktikum für Lehramtsstudierende!

Stuttgart im September 2020

Die Landwirtschaft ist seit einigen Monaten allgegenwärtig in den Medien vertreten. Gründe dafür gibt es viele, sei es auf Landes- oder Bundesebene: Traktoren-Sternfahrten nach Berlin, das
Biodiversitätsgesetz oder der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest. Dieser medialen
Aufmerksamkeit kann sich derzeit niemand entziehen, jede/r ist mit dem Thema Landwirtschaft konfrontiert. Und das ist auch gut so. Unseren Junglandwirt*innen ist es wichtig, dass ihre Arbeit anerkannt und wertgeschätzt wird, denn sie versorgen uns mit qualitativ hochwertigen
Lebensmitteln. Unser Ziel ist es, Gesellschaft und Landwirtschaft einander näher zu bringen,
gegenseitiges Verständnis zu schaffen und Vorurteile aus dem Weg zu räumen!

Die beste Möglichkeit bietet sich dafür in der Schule. Lehrer*innen sind wichtige Bezugspersonen und oftmals Vorbilder. Um das hochsensible Thema der Lebensmittelproduktion an
landwirtschaftlichen Betrieben realitätsnah zu vermitteln, fordert die Landjugend Württemberg-Baden ein verpflichtendes Praktikum während des Lehramtsstudiums für angehende Lehrer*innen.

Dieses Praktikum soll das Schnittbild der baden-württembergischen Landwirtschaft vermitteln. Besucht werden soll ein Vollerwerbsbetrieb mit Tierhaltung, der ökologisch oder konventionell wirtschaftet und als Ausbildungsbetrieb anerkannt ist. Zu diesem Praktikum sollen alle
Lehramtsstudierenden an Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg verpflichtet sein.

Angehende Lehrer*innen sollen unvoreingenommen die reale Landwirtschaft kennenlernen
dürfen. Mit Hilfe der Landwirtin oder des Landwirts auf dem besuchten Hof, sollen Vorurteile aus dem Weg geräumt und offene Fragen beantwortet werden. Die Landjugend wünscht sich auf
diesem Weg, angehende Lehrer*innen und darüber hinaus junge Verbraucher*innen für das
Thema Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion zu sensibilisieren und die Wertschätzung für regionale Lebensmittelproduktion zu erhöhen. In einem nächsten Schritt soll die Möglichkeit
aufgezeigt werden, dass jede Schulklasse einen landwirtschaftlichen Betrieb besichtigen kann.

Besonders die Junglandwirt*innen wünschen sich stabile Zukunftsperspektiven und Akzeptanz für ihre wichtige Arbeit in der Gesellschaft. Um die gewünschte Akzeptanz in der Gesellschaft zu
erreichen, muss Grundwissen über die Landwirtschaft schon in der Schule realitätsnah vermittelt werden. Das Interesse ist da, jetzt wollen und müssen wir für Aufklärung sorgen, um Transparenz zu schaffen und Konflikte zu verhindern.

 

Landjugend fordert: Breitbandausbau bis 2025!

Stuttgart im Juli 2020

Die derzeitige Pandemie führt der Landjugend noch einmal ganz klar vor Augen: der ländliche Raum ist in Sachen Digitalisierung nach wie vor abgehängt. Der geplante flächendeckende Breitbandausbau der Bundesregierung 2025 kann für die Landjugend nicht schnell genug kommen. Denn der Unterschied zwischen Stadt und Land zeigt sich nach wie vor: Während die Verbindung der Teilnehmer*innen aus dem ländlichen Raum bei Videokonferenzen immer wieder abbricht, sind die Verbindungen aus dem städtischen Großraum stabil. Auch die Online-Angebote der Landjugend sind für Teilnehmer*innen aus dem ländlichen Raum nicht immer nutzbar, da sie sich zum Teil nur per Telefon einwählen können.

Was die Pandemie weiterhin sehr deutlich zu Tage fördert: Digitalisierte Zusammenarbeit vor allem in Form von Videokonferenzen ist ganz klar erwünscht, denn sie schützt die Umwelt, spart außerdem Geld und Zeit. Doch wenn eine stabile Verbindung nicht gewährleistet ist, kann das Potenzial für diese Form der Zusammenarbeit nicht ausgeschöpft werden. Home Office ist somit deutlich erschwert oder teils nicht möglich und viele Schüler*innen und Lehrer*innen hatten oft große Hürden zu überwinden, damit digitaler Unterricht stattfinden konnte beziehungsweise kann.

Auch der Nachwuchs der grünen Berufe sieht sich im Nachteil durch den teils schlechten Ausbau des Internets. Denn zum Beispiel den Beruf Landwirt*in auszuüben bedeutet längst nicht mehr „nur“ noch Felder zu bewirtschaften und die Tiere zu versorgen. Hier sind echte Allrounder gefragt, die viel Zeit in Bürotätigkeiten investieren müssen. Diese wiederum werden immer digitaler und benötigen eine zuverlässige Versorgung und Verbindung zum Internet. Die Landwirtschaft darf hier nicht hinten anstehen, schließlich ist sie systemrelevant.

Dem Ziel der Bundesregierung, 2025 flächendeckende Breitbandanschlüsse in ganz Deutschland zu haben, fiebert die Landjugend mit ganzem Herzen entgegen, leider jedoch wohl eher als Wunschvorstellung. Für eine schnelle Umsetzung scheint es zu viele Hürden zu geben. Der Ausbau ist für Gemeinden ein unglaublicher Kraftakt, der viel Durchhaltevermögen erfordert. Außerdem sind Tiefbauunternehmen maximal ausgelastet und dann ist das oberste Gebot der Telekommunikationsunternehmen der Gewinn, der den Ausbau im ländlichen Räumen seit jeher gebremst hat.

Doch hier darf der Gewinn nicht im Vordergrund stehen! Wir halten das Internet für ein Grundrecht, das für jede und jeden zugänglich und finanzierbar sein muss! Ohne Internet ist man sowohl vom Sozial- als auch vom Arbeitsleben abgehängt. Hier muss die Bundesregierung ihr Vorhaben, bis 2025 das Internet zu einem Grundrecht zu verbriefen, unbedingt umsetzen.

Wir erkennen, dass jetzt schon viel für den Ausbau getan wird, aber fünf Jahre sind eine lange Zeit für junge Menschen in einer schnelllebigen Welt. Als „Land-Jugend“ spüren wir diese Nachteile im ländlichen Raum wohl am meisten. Wir können und wollen moderne Technologien für uns nutzen; doch der Wohnort lässt uns nicht. Das darf und kann kein Standard bleiben! Der Breitbandausbau muss bis 2025 auf alle Fälle abgeschlossen sein, damit der ländliche Raum nicht weiter hinterherhinkt!

 

Landjugend fordert mehr Einbindung von Alltagswissen in Schulen und Familien

Bei Workshops und Aktionen der Landjugend Württemberg-Baden e.V. stellen wir immer wieder fest, dass Jugendliche und junge Erwachsene während ihrer Schulzeit nicht  optimal auf die unterschiedlichsten Alltagsherausforderungen vorbereitet werden. Sei es zu wissen welche Versicherungen notwendig sind oder wie man näht. Daher haben es sich Landjugendliche der Landjugend Württemberg-Baden zur Aufgabe gemacht, festzustellen, ob es nicht nur ihnen so geht, sondern auch anderen Jugendlichen. Dies wurde im Rahmen einer Umfrage erhoben, an der sich im Frühjahr und Sommer 2018 rund 800 Schülerinnen und Schüler (Klasse 9) aus dem Landesverbandsgebiet beteiligt haben (Details hierzu finden Sie in der angehängten Broschüre). Dabei kam heraus, dass die Schülerinnen und Schüler der heutigen Generation ähnlich unvorbereitet in den Alltag entlassen werden. Besonders im persönlich-administrativen Bereich sind große Lücken zu verzeichnen, zum Beispiel wussten nur rund ein Viertel der Befragten für was die Abkürzung AGB steht. Daher sind wir zu dem Schluss gekommen, dass Jugendliche nach wie vor nicht umfassend auf das Leben nach der Schule vorbereitet sind.

Für uns ist das jedoch kein Zustand, den wir hinnehmen möchten und fordern daher, dass Schülerinnen und Schüler besser auf das Alltagsleben nach der Schule vorbereitet werden müssen. Es ist essentiell, dass junge Erwachsene im Alltag ohne große Stolpersteine zurechtkommen, damit sie sich ungehindert auf ihre Ausbildung oder ihren Beruf konzentrieren können. Hier sehen wir verschiedenste Anlaufstellen in der Pflicht:
Politik, Schulen, Eltern, aber auch die Kommunen.

Uns ist bewusst, dass es aufgrund der Fülle der Bildungspläne und deren gerade erst erfolgten Neuerungen schwer möglich ist, hier Drehschrauben anzusetzen. Für zukünftige Bildungspläne wäre es jedoch äußerst wünschenswert, mehr Bereiche einzugliedern, die für alle Schülerinnen und Schüler im späteren Leben relevant sind und nicht nur rein fachspezifisches Wissen. Aber auch Eltern habe dafür Sorge zu tragen, dass ihre Kinder zum Beispiel wissen wie man Wäsche wäscht, wenn sie ihre eigenen Wege gehen. Doch auch die Kommunen können ihren Beitrag leisten, in dem sie die Schulen dabei unterstützen dementsprechende Kurse oder AGs im Nachmittagsprogramm anzubieten.

Vorstellbar wäre auch ein Gespräch aller betroffenen Parteien, das von gemeinsamen, konstruktiven Gesprächen geprägt ist. Hier könnte ein gemeinsamer Lösungsansatz geschaffen werden, denn es ist klar, dass weder die Schulen, noch die Familien alleine dafür Sorge tragen können, dass Jugendliche auf den Alltag vorbereitet  werden. Gerne bringen wir hierbei unsere Sicht der Dinge als Jugendliche und junge Erwachsene ein.

Da es  offensichtlich eine Lücke im Alltagswissen von jungen Erwachsenen gibt, sehen wir uns als Verein in der Pflicht für die Eigenständigkeit unserer Mitglieder in deren Alltag zu sorgen. Dies tun wir, indem wir zum Beispiel Nähkurse, aber auch Veranstaltungen zu Versicherungen und Steuern anbieten.

Doch dies ist kein idealer Zustand, reicht bei weitem nicht aus und erreicht vor allen Dingen nicht alle Jugendliche. Daher muss etwas an der Basis, also der Schule und in der Familie geändert werden, damit dem Alltag mündige Bürger gegenüberstehen.

 

Landjugend positioniert sich „gegen Rechts“

Der Landjugendverband Württemberg-Baden e.V. lehnt jede Form des Extremismus, speziell Rechtsextremismus deutlich ab. In unserem Leitbild definieren wir uns als eine politisch und konfessionell unabhängige Jugendorganisation, in der Demokratie vorgelebt und gelebt wird. Weiterhin setzen wir uns für ein tolerantes, soziales Miteinander in den ländlichen Räumen ein.

Unter dem Begriff „Rechtsextremismus“ verstehen wir eine Geisteshaltung, die neben ihren eigenen keine anderen Meinungen bzw. Wahrheiten dulden. Rechtsextrem gesinnte Personen lehnen die bestehende freiheitlich-demokratische Grundordnung ab. Sie wollen ein autoritär staatliches System errichten in dem nationalistisches und rassistisches Gedankengut die Grundlage der Gesellschaftsordnung bilden. Um diese Gesinnung umzusetzen schrecken rechts gesinnte manchmal auch nicht vor Gewalt zurück.

Wir sehen es als äußerst wichtig an, junge Menschen in den ländlichen Räumen dahingehend zu fordern, fördern und begleiten ein demokratisches Grundverständnis und Menschenbild zu entwickeln und die demokratische Kultur zu stärken. Nur so ist es möglich die volksverhetzenden Ideologien und Propagandaaktionen der Rechtsextremen zu unterbinden. Denn Demokratie beinhaltet für uns nicht nur Mitbestimmung, sondern auch Menschenwürde, Meinungsfreiheit, Solidarität und Gleichwertigkeit aller Menschen.

Die Landjugend Württemberg-Baden e.V. macht es sich zur Aufgabe durch Bildungs- und Aufklärungsveranstaltungen, sowie entschiedenes Handeln rechtsextremes Gedankengut in den ländlichen Räumen zu unterbinden, um so die ländlichen Räume als attraktiven Lebensraum für junge Leute zu erhalten.

Dabei liegt unser Schwerpunkt darauf der Jugend in den ländlichen Räumen Vielfalt und Toleranz zu vermitteln, aufzuklären und zu unterstützen um so rechtsextremen Gedankengut keinen Platz zu bieten.

Uns liegt es am Herzen die Demokratie bis in die kleinsten Strukturen unseres Vereins zu tragen und so das Leben in den ländlichen Räumen aktiv zu gestalten und ein friedvolles Miteinander in den ländlichen Räumen zu fördern.

Und dazu gehört für uns auch ein klares Bekenntnis  „gegen Rechtsextremismus“.

Weitere Standpunkte unter:

https://www.laju-wueba.de/presse/